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Tieffrequenter Schall kann in Wohnungen zu erheblichen Beeinträchtigungen des Wohlbefindens führen. Der Körper ist durch den teilweise unbewusst wahrgenommenen Schall in erhöhter Alarmbereitschaft. Stresshormone werden ausgeschüttet und lösen eine ganze Kaskade von Reaktionen im Körper aus.
Unser Ohr ist am empfindlichsten zwischen 1000 Hz und 6000 Hz. Hohe und tiefe Frequenzen nehmen wir deutlich schlechter wahr. Ein Ton der Frequenz 50Hz muss 40dB lauter sein als ein Ton bei 1000Hz. Dies ist ein Faktor von 100.
Tipp für sofortige Ruhe bei Brummen und ein Test
Leider sind übliche Ohrstöpsel oder Kapselgehörschutz nicht besonders wirksam gegen tiefe Frequenzen.
Wenn Sie aber vom Brummen "verfolgt" werden, sollten Sie einen Kopfhörer mit "Noise-Canceling" probieren. Diese Systeme u.A. von Bose, Sennheiser, Sony sind außerordentlich wirksam gegen Frequenzen im Bereich von 30-200Hz. Diese Kopfhörer messen den Schall vor dem Kopfhörer mit einem Mikrofon und löschen durch ein gegenphasiges Signal die Störsignale aus. Übrig bleibt ein leises Rauschen. Diese Systeme funktionieren sehr effektiv, da Sie nur ein kleines Volumen zwischen Ohr und Kopfhörer bearbeiten. Es ist jedoch nicht möglich, einen ganzen Raum mit solchen "Anti-Schall"-Massnahmen ruhig zu bekommen.
Mit einem solchen Kopfhörer können Sie leicht feststellen ob Brummen vorhanden ist, denn nach dem Einschalten ist augenblicklich Ruhe. Solche System sind auch gut als Einschlafhilfe geeignet. Gegen Infraschall sind sie jedoch wirkungslos.
Ist das Brummen jedoch immer noch vorhanden, deutet vieles auf einen Brumm-Tinitus hin.
Grundlagen
Von besonderem Interesse sind Schallanteile mit Frequenzen unterhalb von 200Hz.
Sie haben folgende Eigenschaften
- Sie können durch das menschliche Gehör nicht geortet werden. Der Schall ist gefühlt „überall“
- Typische Dämmstoffe sind nahezu wirkungslos.
- Massive Baumaterialen schirmen jedoch gut ab. In Kirchen ist der Verkehrslärm durch die dicken Mauern kaum hörbar.
- Fenster sind hingegen für Frequenzen unterhalb von 100Hz nahezu durchlässig
- Im Freien haben tiefe Frequenzen eine enorme Reichweite.
- Schlafzimmer sind meist mit Decken, Teppichen, Vorhängen etc. ausgerüstet. Hohe Frequenzen werden dadurch stark bedämpft, sind aber für tieffrequenten Schall praktisch wirkungslos. Dadurch tritt Brummen besonders störend in den Vordergrund.
- Je tiefer die Frequenz, desto schwieriger ist die Bekämpfung durch passive Maßnahmen.
- Durch die lange Wellenlänge, „kriecht“ der Schall um jede Ecke (Beugungseffekte)
- In Räumen bilden sich häufig Resonanzen.
Schall ist bis etwa 20Hz hörbar. Tieffrequentere Signale werden dann als Erschütterungen / Vibrationen wahrgenommen. Die bewusste Wahrnehmung ist umstritten (aktuelle Forschungen gehen von einer Wahrnehmungsgrenze ab 8Hz aus), allerdings scheinen tieffrequente Anteile für Störungen im Wohlbefinden verantwortlich zu sein.
Die Ursachen für Brummen sind meist technischer Natur
- Industrie
- Verkehr
- Windkraftanlagen
- Baumaschinen
- Transformatoren
- Pipelines
- Wärmepumpen
- Etc.
Tieffrequenter Schall und Infraschall wird aber auch im hohen Maße durch Wind und Wellen erzeugt, ganz ohne menschliches Einwirken.
Leider kommen auch Sinneseindrücke vor, die wie Brummen wirken, aber keine physikalische Ursache haben. Ein Tinitus kann nur nicht in Form von „Pfeifen“ erscheinen sondern auch als „Brummton“. Diese Form wird als Brumm-Tinitus bezeichnet.
Systematische Ursachenforschung
Sind sie der einzige der den Brummton hört?
Der erste und wichtigste Schritt ist, dass Sie andere Mitmenschen bitten, das Brummen auch zu hören und zu beschreiben.
Selbstverständlich ist das Hörvermögen bzw. Wahrnehmungsvermögen jedes Menschen unterschiedlich. Falls sich jedoch keine andere Person finden lässt, die dieses Brummen auch hört, können wir Ihnen vermutlich nicht weiterhelfen, da hier anscheinend keine physikalische Ursache verantwortlich ist. Solche Fälle bearbeiten wir nicht weiter, da hier auch keine Messtechnik weiterhelfen würde. Grundsätzlich verfügen wir über Messtechnik, die weitaus empfindlicher ist als das menschliche Ohr. Wenn dort keine Signale erfassbar sind, dann liegt hier auch nicht die Ursache.
Esoterik ist nicht unser Fachgebiet
Wir erhalten häufig Anfragen, dass ein „böswilliger“ Nachbar, ein spezielles Gerät installiert habe, das Infraschall erzeugt, um dadurch Ihre Gesundheit zu beeinträchtigen. Die „Betroffenen“ klagen über Schwindel, Kopfschmerzen, Brennen der Haut usw. So etwas ist zumindest prinzipiell denkbar. Die notwendigen Pegel wären jedoch so hoch, dass die eigene Wohnung des Nachbarn unbewohnbar wäre. Es sei denn, er hat bei sich zusätzlich ein „Anti-Schallgerät“ installiert (so etwas existiert jedoch nicht). Infraschall kann prinzipiell mit Lautsprechern erzeugt werden. Aufgrund der enormen Wellenlänge sind solche Lautsprecher aber sehr groß. Selbst mit Subwoofern in der Größe eines Kühlschranks lässt sich kein Infraschall mit höheren Pegeln erzeugen. Alternativ könnte man „Vibrationserzeuger“ verwenden, die das gesamte Mauerwerk in Schwingungen versetzen. Diese Art der Anregung würde man aber deutlich mit der Hand spüren.
Im allgemeinen gehen wir davon aus, dass die vorgetragenen Beschwerden real sind. Wir gehen aber auch davon aus, dass es sich nicht um Infraschall des Nachbarn handelt. Man kann mit seriösen Messverfahren ausschließen, dass Infraschall im Spiel ist. Wir beschäftigen uns ausschließlich mit akustischen Schwingungen. Unklare "Strahlung" aller Art ist leider außerhalb unseres Fachgebietes.
In solchen Fällen des „böswilligen Nachbarn“ in Verbindung mit „unhörbarem“ Schall können wir Ihnen leider nicht weiterhelfen und wir bearbeiten solche Anfragen nicht. Manche probieren es mit einem doppelwandigen Teelichtofen aus richtgegossenem Silikonkupfer zur kohärenten Infraschall Absorbierung.
Erste Schritte: ein Protokoll
Im nächsten Schritt sollten Sie erfassen in welchen Räumen das Brummen hörbar ist und wie stark.
Protokollieren Sie, wann das Brummen auftritt.
Können Sie ein Zusammenhang mit dem Wetter erkennen? z.B. Wind?
Sie sollten soweit wie möglich alle elektrischen Verbraucher bei sich ausschalten. Mit etwas Glück finden Sie die Ursachen.
Häufig kommen jedoch z.B. Wärmepumpen vor, die in der Nachbarschaft für Streit sorgen, und leicht messbar sind.
Geeignete Messtechnik
Für weitere Schritte benötigen Sie geeignete Messtechnik, um den Störton quantitativ zu erfassen. Sie können die Frequenz, den Pegel sowie die Verteilung über den Tag erfassen. Hilfreich sind auch Messungen im Garten, um Übertragung durch Luftschall zu erfassen.
Liegt die Frequenz des Störtons exakt bei 50Hz oder Vielfachen davon (50Hz, 100Hz, 150Hz, 200Hz), so ist die Ursache vermutlich ein elektrisches Gerät, das netzsynchron läuft. Sie sollten mit der Messtechnik allerdings sehr sorgfältig sein, da durch einen fehlerhaften Aufbau leicht elektrische Brummschleifen entstehen. Sie messen dann aber nur das elektrische Feld (bzw. "Elektrosmog") und gewinnen keine Aussage über den Schall.
Weiterhin ist es wichtig, dass die akustische Messkette kalibriert ist, so dass Sie absolute Pegel messen können. Nur so gewinnen Sie Informationen inwieweit der Störton in Bezug zur Hörschwelle ist. Bei 50Hz liegt die typische Hörschwelle bei 40dB bei 1000Hz 0dB.
Einen ersten Anhaltspunkt liefert auch ein einfacher Handschallpegelmesser, vorrausgesetzt er verfügt über eine A und C Bewertung. Bei einfachen Geräten liegt die untere Grenzfrequenz bei 30Hz und das Eigenrauschen bei 30dB(A). Damit lässt sich ein Pegelbereich ab 36dB(A) begutachten, was noch weit von der Hörschwelle entfernt liegt. Ein seriöser Gutachter verwendet ein Meßsystem mit einer 1/2" Kapsel und einem Eigenrauschen unterhalb von 20dB(A). Meßsysteme mit 1/4" Kapsel sind ungeeignet (Typische Handschallpegelmesser, die günstiger sind als 600Euro). Wie verfügen in unserem Labor auch über spezielle Geräte, die ein Eigenrauschen von 6dB(A) haben.
In Deutschland ist der Begriff des Gutachters nicht geschützt. Grundsätzlich darf sich jeder "Gutachter" nennen und seine Dienstleistungen anbieten. Es muss keinerlei Sachkunde nachgewiesen werden. Teilweise werden hier Messungen mit billigsten Geräten durchgeführt und zu beachtlichen Honoraren abgerechnet. Die Auswertungen und Schlussfolgerungen sind mehr als fragwürdig.
Ein seriöser Gutachter sollte über Messtechnik namhafter Hersteller verfügen. Dies sind unter anderem:
- Bruel und Kjaer, Svantek, Norsonic, Larson Davis, G.R.A.S., Microtech Gefell, PCB Instruments, Sinus Messtechnik, 01dB, Rion, Pulsar usw.
- Aber auch den NTI XL2 (Preis ca. 2000Euro) sowie der Bedrock SM30/50/90 ab ca. 1300 Euro
- selbstverständlich auch Messtechnik von uns (z. B. Akulap und USB Messmikrofone ATD4-S ATD5-T)
- Ganz wichtig: Ein Schallpegelkalibrator gehört zu jeder Ausrüstung
- Geeichte Geräte sind im allgemeinen nicht erforderlich
Bei Messungen von Brummen kommt es nicht auf 1 bis 2 dB an, wichtig ist, dass das Eigenrauschen des Messsystems möglichst gering ist und sollte nicht mehr als 20dB(A) betragen. Fragen Sie Ihren Gutachter Ihres Vertrauens danach!
Bei höheren Pegeln reichen aber auch einfache Geräte. Messen Sie in der Betriebsart "slow" den Pegel einmal mit "A" Bewertung und dann mit "C" Bewertung. Ist die C Bewertung mehr als 10dB höher als der A-Wert, so ist dies ein Hinweis auf tiefe Frequenzen. Auf diese Weise können Sie auch ohne einen Spektrum-Analysator einen Hinweise auf tiefe Frequenzen im Bereich 30 bis 100Hz erhalten. Hintergrund dieser einfachen Abschätzung ist, dass die A-Kurve tiefe Frequenzen stärker dämpft als die C-Kurve. Tiefe Frequenzen liefern eine höhere Anzeige bei C als bei A.
Das sinnvollste Messgerät ist jedoch ein Spektrum-Analysator, der neben einer FFT auch eine "Z"-Bewertung besitzt. Solche System können auch den Pegel bzw. das Spektrum über längere Zeiträume dokumentieren.
Grobe Abschätzungen können Sie auch mit diversen "Apps" durchführen. Allerdings ist die Anzeige nicht kalibriert und gerade bei tiefen Frequenzen (unter 100Hz) ist mit großen Abweichungen zu rechnen. Zeigen solche "Apps" Störsignale an, so können Sie davon ausgehen, das die Pegel erheblich sind. Apps eignen sich jedoch sehr gut, um die Frequenz (nicht den Pegel) von Brummtönen oberhalb von 30Hz zu bestimmen.
Eine Tonaufzeichnung
Es ist sehr hilfreich, wenn Sie mit geeigneter Technik den Brummton aufzeichnen können. Wichtig ist dabei, dass Sie und andere Personen den Ton über Lautsprecher auch wieder hören.
Wir verfügen über geeignete Analysewerkzeuge (Spektrogramm) um solche Töne aus .wav oder MP3 Dateien zu dokumentieren.
Leider sind solche Aufnahmen unkalibriert. Dass bedeutet, das kein Bezug zum Schallpegel vorhanden ist. Es ist nicht mehr erkennbar, ob der Ton 60dB, 70dB oder 40dB "laut" ist. Dies ist wichtig, da man immer den Bezug zur Hörschwelle braucht.
Infraschall
In der üblichen Literatur wird angegeben, dass Schall bis zu einer Frequenz von 20Hz hörbar ist. Schall mit tieferen Frequenzen bezeichnet man als Infraschall und gilt als nicht hörbar.
Die Physikalisch Technische Bundesanstalt in Braunschweig (PTB) hat vor einigen Jahren umfangreiche Versuche gemacht welche Frequenzen bei welchem Pegel wahrnehmbar sind. Hierfür wurden Probanden in einen speziellen Raum gesetzt, in dem über Lautsprecher Infraschall erzeugt werden konnte. Pegel und Frequenz wurden verändert. Die Probanden mussten angeben, ob sie ein Signal wahrnehmen konnten. Zusätzlich wurden bildgebende Verfahren des Gehirns verwendet, um unbewusste Erregungsmuster zu erkennen. Diese Studie genügt hohen Standards und brachte neue Erkenntnis über unser Wahrnehmungsvermögen.
Die kurze Zusammenfassung ist, dass Infraschall wahrnehmbar ist, aber hierfür sind hohe Pegel notwendig. Info der PTB
Zur Zeit ist die gesundheitliche Wirkung von Infraschall bei geringen Pegeln umstritten. Klare Beweise für eine schädliche Wirkung gibt es bisher nicht. Dies ist Gegenstand der Forschung. Umgekehrt konnte aber bisher auch niemand die Ungefährlichkeit nachweisen.
Infraschall mit hohen Pegeln führt zu diversen Störungen (Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit usw.)
In Verkehrsmitteln wie Auto, Zug und Flugzeug oder auch am Strand! treten erhebliche Infraschallpegel auf. Bei der Diskussion um Windparks geht es jedoch um niedrige Pegel denen Menschen aber langfristig ausgesetzt sind.
Brumm-Tinnitus
Es gibt viele Fälle, wo betroffene über ein lautes Brummen klagen (ähnlich wie ein LKW Diesel Motor in einiger Entfernung).
Andere Menschen hören das nicht. Auch ein erfahrener Messtechniker kann kein Geräusch erfassen.
Hier wird schnell von "Einbildung" gesprochen und die Betroffenen für "verrückt" erklärt.
Es kann sich hierbei um einen Brumm-Tinnitus handeln. Viele Menschen kennen den klassischen Tinnitus als "Pfeifen" im Ohr. Ein Tinnitus kann aber auch in anderen Frequenzbereichen auftauchen und wird dann als Brummen wahrgenommen.
Wichtig ist hierbei:
Es ist kein physikalischer Schall vorhanden.
Das Brummen ist nicht messbar und andere hören es nicht.
Das Brummen kann genauso störend sein wie ein "echter" Ton.
Hintergrund:
Unser Ohr für die akustische Sinneswahrnehmung ist ein Meisterwerk der Natur. Es kann leiseste Geräusche bin hin zu sehr hohen Schallpegeln verarbeiten und analysieren. Unwichtige Signale werden ausgeblendenett. In der Natur gibt es keinen Schallpegel Null (außer im Vakuum oder 0° Kelvin). Daher müsste eigentlich ständig ein Rauschen hörbar sein. Völlige Stille gibt es nicht. Jeder Mensch hat aber einen individuellen Sinneseindruck "Stille". Unser Ohr versucht ständig im Rauschen noch kleinste Geräusche zu erkennen, die möglicherweise eine Gefahr andeuten.
Selbst wenn kein äußerer Schall vorhanden ist, sind die Sinneszellen durch Schwingungen von dem strömenden Blut der benachbarten Blutgefäße angeregt. Das blendet unser Gehirn aber im Normalfall alles aus. Dies kann aber manchmal nicht mehr richtig funktionieren und wir hören Phantomgeräusche.
Lassen Sie sich von einem HNO-Arzt untersuchen. Sofern organisch alles in Ordnung ist, kann es sehr hilfreich und beruhigend sein zu wissen, dass kein Brummen physikalisch vorhanden ist und dass man sich nicht mit der Suche nach der Quelle beschäftigen muß.
Eine ursächliche medizinische Behandlung ist uns nicht bekannt, hilfreich sind sicher Stressabbau Entspannungsübungen usw. Manche Menschen finden Ruhe darin, ein Hintergrundgeräusch abzuspielen, um dadurch in den erholsamen Schlaf zu kommen.