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Messung und Auswertung nach DIN EN ISO 3382-3:2012-05 (Akustik - Messung von Parametern der Raumakustik - Teil 3: Großraumbüros)

 

Hintergrund

Seit einigen Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Akustik in Büroräumen einen erheblichen Einfluß auf die Konzentrationsfähigkeit und damit die Arbeitsleistung der Mitarbeiter hat.

Die Anforderungen finden sich insbesondere in der DIN3382-2 und der DIN18041. Dabei steht eine Optimierung der Nachhallzeit im Vordergrund. Die Annahme ist hierbei, dass damit der Geräuschpegel insgesamt reduziert wird. Durch Absorber werden die Reflektionen reduziert, die Lautstärke von Sprechern reduziert sich durch den Lombard-Effekt.

Über die Jahre hat sich jedoch gezeigt, dass solch behandelte Räume keinesfalls eine günstige Akustik haben. Zwar hat sich die Nachhallzeit reduziert und damit die Sprachverständlichkeit verbessert, allerdings ist genau dieser Effekt kontraproduktiv. „Sprachfetzen“ werden jetzt über weite Distanzen im Büro getragen. Instinktiv reagieren Menschen auf Sprache besonders empfindlich. Ein Mensch versucht unbewusst wichtige Information aus dem Schall zu gewinnen und die Konzentration leidet darunter. Anschaulich läßt sich dieser Effekt mit einem Telefonierenden vergleichen. In einer allgemein lauten Umgebung tritt ein Telefongespräch kaum störend ins Gewicht. Ist die Umgebung jedoch mit hohem Aufwand im klassischen Sinne akustisch optimiert, kann ein solches Telefongespräch sehr störend sein, gerade weil die Sprachverständlichkeit hoch ist.

Diese Erkenntnisse spiegeln sich in der neuen Norm DIN EN ISO 3382-3:2012-05 (Akustik - Messung von Parametern der Raumakustik - Teil 3: Großraumbüros) wieder. Hier werden wesentlich breitere Anforderungen an die Akustik gestellt. Im Vordergrund steht dabei die Reduktion der Sprachverständlichkeit. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Erreichen einer guten privaten Gesprächsumgebung an den einzelnen Arbeitsplätzen. Daher werden im wesentlichen der Schallpegel und die Sprachverständlichkeit (DIN60268-16) gemessen. Die klassische Nachhallzeit wird nicht mehr gemessen. Allerdings spiegeln sich die Reflektionseigenschaften des Raumes in der Sprachverständlichkeit wieder. Dieser Parameter STI ist wesentlich aussagefähiger als RT60.

Im Detail müssen folgende Parameter gemessen werden

  • Ablenkungsabstand, rD, in m
  • Vertraulichkeitsabstand, rp, in m
  • räumliche Abklingrate des A-bewerteten SPL der Sprache, DL2,S, in dB
  • A-bewerteter SPL der Sprache im Abstand von 4m, Lp,A,S,4m, in dB
  • mittleres A-bewertetes Fremdgeräusch, in Oktavbändern Lp, A,B , in dB
  • Abstand von der Schallquelle r

Der Ablenkungsabstand rD ist der Abstand von der Schallquelle, ab der die Sprach-verständlichkeit STI unter 0.5 sinkt.

Der Vertraulichkeitsabstand rp ist der Abstand von der Schallquelle, ab der die Sprach-verständlichkeit STI unter 0.2 sinkt.

Lp,A,S,4m ist der A-bewertete Nenn-Schalldruckpegel der normalen Sprache in einem Abstand von 4,0 m von der Schallquelle. Die Messung muss nicht im Abstand von 4m erfolgen, sondern dieser Wert wird durch lineare Regression aus anderen Positionen berechnet.

Das Fremdgeräusch, Lp, A,B ist der Schalldruckpegel in Oktavbändern, am Arbeitsplatz während der Arbeitszeit, jedoch bei Abwesenheit von Personen. Alle durchgängig vorliegenden Geräusche sollen dabei gemessen werden, die nicht durch Menschen verursacht werden, z. B. RLT-Anlagen (Heizung, Lüftung und Klima), Verkehrsgeräusche in der Umgebung, Büroausstattung oder ein System zur künstlichen Erzeugung von verdeckendem Schall (Sound-Masking),

Für eine normgerechte Messung ergeben sich folgende Anforderungen

  • Die Messung muss im vollständig möblierten Zustand erfolgen
  • Die Messung erfolgt ohne Personen, aber mit typischen Fremdgeräuschen
  • Eine Messung der Sprachverständlichkeit nach DIN60268-16 ist zwingend erforderlich. Dabei muss der vollständige Parametersatz STI gemessen werden. Eine Verwendung der vereinfachten Verfahren wie STI-PA ist nicht zulässig. Damit können Geräte wie der NTI AL1 oder XL2 nicht verwendet werden.
  • Die Messgeräte müssen die Anforderungen nach DIN 61672- Klasse 1 erfüllen
  • Die Messmikrofone müssen ungerichtet sein (Kugelcharakteristik)
  • Die Messung erfolgt in Oktavbändern im Bereich von 125Hz bis 8000Hz
  • Lautsprecher und Mikrofon müssen 1,2m über dem Boden positioniert werden
  • Omnidirektionale - ungerichtete - Lautsprecher (z.B. Dodekaeder) sind vorgeschrieben. Im Entwurf von 2009 wurden diese bevorzugt, waren jedoch nicht zwingend. Hintergrund ist, dass auch ein Mitarbeiter nicht ausschliesslich in eine festgelegte Richtung spricht.
  • Der Pegel der Schallquelle muss in Oktavbändern kalibriert sein

Schallquelle

Die Schallquelle muss ungerichtet sein und in alle Raumrichtungen gleichmässig abstrahlen. Dies wird in dem geforderten Frequenzbereich durch einen Dodekaeder nach DIN140 erreicht.

Für die Pegelmessung Lp,A,S,4m wird eine Schallquelle benötigt, deren Schallleistungs-spektrums einem Mittelwert der normalen menschlichen Sprache entspricht. Diese Mittelwerte fassen männliche und weibliche Sprecher zusammen. Die Referenzwerte beruhen auf ANSI S 3.5-1997 (R2007)

Unter Freifeldbedingungen müssen folgende Werte eingehalten werden:

Oktavband

Frequenz

Schallleistungs-

pegel

LW,S

Schalldruckpegel

Lp,S,1m

 

Hz

dB re 1 pW

dB re 20 µPa

1

125

60,9

49,9

2

250

65,3

54,3

3

500

69,0

58,0

4

1 000

63,0

52,0

5

2 000

55,8

44,8

6

4 000

49,8

38,8

7

8 000

44,5

33,5

 

A-bewertet

68,4

57,4

Die Schallquelle wird genau auf diese Oktavpegel kalibriert augeliefert. Dies kann nur unter Laborbedingungen gemessen werden. Lautsprecher und Verstärker bilden eine Einheit und werden von uns eingemessen. Diese System sollten regelmässig (jährlich) in einem geeigneten Labor geprüft werden, da unter normalen Raumbedingungen die Kalibrierung nicht überprüft werden kann.

Durchführung einer Messung

Zunächst wird der Lautsprecher an einer typischen Kopf-Position eines Mitarbeiters platziert. Dabei muss ein Mindestabstand von 0.5m von Tischen und 2m von Wänden oder anderen reflektierenden Flächen eingehalten werden. Danach werden in verschieden Abständen von der Schallquelle alle geforderten Parameter automatisch gemessen. Die Messpositionen sollten in einer Linie sein, die über die Arbeitsplätze erfolgt. Typischerweise werden sechs bis zehn Messpositionen verwendet, mindestens jedoch vier. Für die räumliche Abklingrate werden nur die Abstände im Bereich von 2-16m verwendet. Die erste Messposition muss sich am nächstgelegenen Arbeitsplatz auf der gedachten Linie befinden.

Insgesamt müssen mindestens 2 Positionen der Schallquelle vermessen werden.

 

Wichtige Hinweise

Unser Messsystem besteht aus:

  • Akulap Modul DIN3382-3
  • Akulap Raumakustik
  • kalibrierter Dodekaeder mit Verstärker
  • Messmikrofon Klasse 1
  • Schallpegelkalibrator Klasse 1